Ritualstrukturen und ihre Wirkungen bei SlipKnot

Auszug aus „Ritualstrukturen und ihre Wirkung in performativen Formen“ von Lena Wicke-Aengenheyster

zur Veröffentlichung auf skug.at motiviert durch Michael-Franz Woels

Eine Form der organisierten Verbotsübertretung, der Entfesselung von Gewalt, einer bestimmten Kraft, sowie der inszenierte Akt der Opferung, die Verschmelzung mit etwas Anderem und die damit verbundene Herstellung einer Gemeinschaft findet sich im Konzertleben der Popularmusik. Ein Nu-Metal- Konzert kann als positiver Ritus gelten, der zur Einhaltung der Verbote im alltäglichen Leben, in der profanen Zeit beiträgt, sowie eine Begegnung mit dem Realen realisiert. Das kommt der von René Girard proklamierten These einer Krise des Opferkultes ein Stück weit entgegen, in dem ein solches Konzert als alternative Formen des Opferkultes, an denen jedoch nicht die Gemeinschaft als Ganzes, sondern immer nur eine bestimmte Interessensgemeinschaft teil nimmt, betrachtet werden kann...Eine Analyse des Videos Duality von Slipknot.

Eine Besonderheit ist die bewusste Inszenierung des "Bösen", die das Hören der Musik, das Anschauen der Videos, den Gang zum Konzert an sich schon zur Grenzüberschreitung machen. Gewalt wird dargestellt, gefordert und ist gleichzeitig des Verwürfnisses wert. Im aktuellen Musikgeschäft hebt sich die Gruppe dadurch nur bedingt von anderen der gleichen Szene ab. Etwas, das von der Gesellschaft nach Georges Bataille durch die Verbote und zur Ermöglichung eines klaren Bewusstseins in der profanen Zeit verdrängt wurde, wird hier mit sämtlichen Mitteln der Inszenierung - Musik, Text, Kleidung, Masken, Körpertätowierungen, Licht und im Falle einer Videoproduktion der Örtlichkeit und Dekor - zum Ausdruck gebracht.

Nu-Metal ist eine Bezeichnung, die seit den späten 90er Jahren für ein großes Segment härterer Rockmusik verwendet wird und die zuvor als Crossover im Spannungsfeld von Punk, Hardcore, Grunge und Independent definiert wurde. Der Gesang wird vornehmlich geschrien, gerappt oder gewimmert. Dies erfolgt meist in ein und demselben Song. Einfache Akkordfolgen brillieren durch Lautstärke und Intensität des Anschlags, sie dienen vor allem dem Rhythmus. Dagegen werden die E-Bässe für tiefe Stimmungen zum Teil fünfsaitig vermehrt eingesetzt. Die Verwendung des Schlagzeugs weist Einflüsse durch die Breakbeats des Hiphop auf und ein DJ kommt zum Einsatz. Die Musik kann man allgemein als „schlicht böse“ und „aggressiv“ und zum Teil „beängstigend“ bezeichnen. Der Name SlipKnot wird nach Aussage eines Fans in den zahlreichen Internetforen von dem Bandmitglied Corey mit der Vorstellung von einer Person, die an einen Pfahl gefesselt sei, um den alles Böse herumschwappe, verbunden. Der Knoten halte die Person jedoch fest. Diese Situation vergleicht Corey dem Fan zufolge mit der Musik von SlipKnot, Zitat Corey: „Sie erdrückt dich und du kannst nicht entkommen.“

Die Texte von SlipKnot beschäftigen sich vorrangig mit dem Schmerz der Zerissenheit, Unzufriedenheit, dem Hass und der Todessehnsucht. Sie werden an ein Gegenüber adressiert, das meist unbekannt bleibt und als mächtiger gilt. Dieses YOU ist verantwortlich für den Schmerz und muss dementsprechend die Konsequenzen des handelnden, reagierenden Ichs ertragen. Darüber hinaus kommt es zu Aufrufen zur Gewalttätigkeit als einziges Mittel, den eigenen Schmerz zu veräußerlichen und ihm zu entkommen, jedoch werden sie als unwirksame Lösung des Problems innerhalb eines Liedes meist wieder negiert, und die Gewalt richtet sich aufs neue gegen das Subjekt selbst.

Der Schmerz erscheint in den Texten jedoch als ambivalent. Einerseits wird versucht, diesem zu entkommen, andererseits wird er bewusst gesucht und stellt schließlich die Begründung dar, den herbeigesehnten Tod nicht zu sterben. Dem Schmerz und der Zerissenheit werden im Besonderen durch Worte wie Blut, Knochen, Fleisch, Haut, und Titeln wie „Wait and Bleed“, „Mate.Feed.Kill.Repeat“ Ausdruck verliehen. Im Allgemeinen wird der eigene Körper als zerrissener Körper wiederholt ins Zentrum des Interesses gestellt.

Maskierung und Tätowierung

SlipKnot zeichnet sich dadurch aus, dass die Band anfänglich bei allen Auftritten und Interviews Masken getragen hat. Aufgrund von Nebenprojekten, die einige Bandmitglieder betreiben, wird diese Regel mittlerweile etwas lockerer gesehen. Dies gilt jedoch als Novum. Die Information kursiert, die Masken stellten jedes Bandmitglied im Todeszustand dar und würden von diesen als Erweiterung ihrer Persönlichkeit angesehen.

Wie man erkennen kann, handelt es sich bei den Masken um einen langhaarigen sich im Verfallszustand befindenden Totenschädel der animalische Züge trägt und den Eindruck des Lachens erweckt. Um eine vampirähnliche Schminkmaske in Weiss mit schwarzen Augenumrandungen und einer Kutte. Um eine Maske, die der Hannibal Lectors in Das Schweigen der Lämmer gleicht, um eine mittelalterliche Pestmaske mit einer extrem langen Nase, die auf die Lüge, die Täuschung verweist, jedoch etwas Herausbrechendes zum Vorschein bringt und die zudem aufgrund ihrer Beschaffenheit aus Leder stark an Comedia dell´arte erinnert. Hinzu kommen eine weiße Gauklermaske, eine die einem Helm einer Ritterrüstung mit engen strichförmigen Augenschlitzen gleicht, jedoch von extrem langen von diesem Helm abstehenden Nägeln geziert wird. Shawn Graham trägt eine blutverschmierte Clownsmaske und seine Haare dazu offen.

Die Masken lassen die Körperöffnungen sehr auffällig erscheinen. Jedoch zeigen einige die Öffnungen als verschlossen, als wohne ihr Inneres in einem Gefängnis, dessen Gitterstäbe es zu sprengen gilt. Oder die Öffnungen sind wie bei dem Ritterhelm extrem eng gehalten, jedoch tritt das durch den Helm Eingesperrte in spitzer, aggressiver, sich behauptender Weise durch die Nägel zu Tage. Auch die Oberflächenbeschaffenheit zeugt von dieser inneren Gewalt, zerstörerischen Kraft. Diese tritt in Form von Pestmahlen als Krankheitserreger hervor oder scheint an der Oberfläche zusammengenäht und diese massive Kraft forciert in Bann zusammen zu halten.

Das heißt, die Abgeschlossenheit, die eine forciert zusammengehaltene ist, zeigt die Gewaltsamkeit, die zur Zerstörung dieser Abgeschlossenheit führt. Die Masken tragen dazu bei, die Thematik der Texte zu unterstreichen. Sie sind Zeichen einer Kraft, die zur Grenzüberschreitung führt, derer das erlebende Subjekt jedoch zum Opfer wird. Dabei handelt es sich um das Motiv der Texte. Der Unterschied jedoch ist, dass diese Kraft kein unbekanntes Gegenüber, kein äußeres „YOU“ darstellt, sondern ein innerliches, Fremdes. Somit wird das YOU mehrdeutig, der große, unbekannte Andere, die Außenwelt, die Gesellschaft sowie gleichzeitig der große unbekannte Andere in uns selbst, der Sänger, der Hörer, der Fans etc. selbst.

Und doch bleibt das von SlipKnot thematisierte YOU in jedem Fall ein Unbekanntes, das, insofern Bataille den menschlichen Geist als heilig ansieht oder Lacan von der Leerstelle, dem Spalt, dem Bruch im Unbewussten und dem diesen entspringenden Trieb zur Überschreitung sowie von dem hinter dem Automaton liegenden Realen spricht, benannt werden kann. Im absoluten Sinne zeigen die Masken die Überschreitung des Lebens im Abbild des eigenen Todes und somit eine anwesende eigene Abwesenheit, welche von der Gewaltsamkeit, die Zerstörung mit sich bringt, zeugt und Angst und Schrecken bewusst machen.

Die Gitterstäbe, die den Mund verbarrikadieren, die engen Schlitze des anliegenden Helmes können bezogen auf die Gesellschaft als Abbilder der Verbote und Regeln gelten. Sie verdrängen etwas, das immer zu hervortreten möchte, die Kraft, die hier im Sinne Caillois eine zerstörerische Kraft ist, den mit dieser verbundenen Schrecken, den Bataille ausführlich thematisiert. Die Gitterstäbe, die den Mund verbarrikadieren, sind letztlich Ausdruck eines Schmerzes, der in der besonderen Zeit des Nu-Metals-Konzert gemeinschaftlich begegnet wird. Jedoch nicht im Sinne einer tröstenden Andacht, sondern im gleichen Maße, in dem der Schmerz und diese Kraft, die ihn verursacht, das unbekannte YOU, erlebt wird. Die Gitterstäbe also wollen gesprengt, die Mauern sollen eingerissen werden, das Übertreten der eigenen Abgeschlossenheit soll zu einer Verschmelzung mit dem Anderen führen.

Die so Bild gewordenen Gesetze, Regeln und Verhaltenskonventionen sollen negiert werden. Die Begenung dieses gemeinsam empfundenen Schmerzes, dessen Umwandlung in eine Kraft, die bei der Verbotsübertretung und der Grenzüberschreitung zum inneren Absprung führt, wird im Konzert als Masse und in der Masse zelebriert.

Die Aufhebung der Unterschiede der Bandmitglieder zugunsten des Ausdruckes des gemeinsam empfundenen Schmerzes bis hin zum gemeinsamen Willen, diesem Ausdruck zu verleihen, wird durch das Tragen gleicher Anzüge in Farbe des Blutes vorangetrieben. Indem die Band jedoch Nummern und Barcodes auf diesen kennzeichnet, verweist sie wiederum auf die Reduktion des Individuums auf einen Warenwert innerhalb der Gesellschaft, sowie auf die korrupte Musikvermarktung. Somit können die Anzüge außerdem als Protest gegen die in der Musikindustrie geltenden Gesetze des Mächtigeren, welche nicht selten zur Ausbeutung der Musiker führt, angesehen werden.

Bei den abnehmbaren Masken bleibt es nicht. Jedes der Bandmitglieder kann Tätowierungen vorweisen, die der von ihnen mit ihrer Musik verbundenen Ernsthaftigkeit Ausdruck verleihen. Das japanische Zeichen für Tod und von Flammen gezeichnete Schriftzüge oder Gesichter werden in den Körper eingeschrieben. Sie verweisen auf das Jenseitige, das sich, den Texten und Masken zufolge, durch den Schmerz in ihrem Innenleben zur Wirkung kommt. Wie schon bezüglich des Fußballs erwähnt, dienen diese Symbole nicht nur dazu, innere Einstellungen mitzuteilen, wie in diesem Fall die Bandmitglieder über Internet ihren Fans, sondern eine solche innere Einstellung in den Körper einzuschreiben und ihr somit ein Leben lang verbunden zu sein.

Analyse des Videos Duality

Zur genauen Untersuchung der Inszenierung der Grenzüberschreitung werden ich dem Video des gleichnamigen Songs Duality besondere Aufmerksamkeit schenken. Auch kann man sagen, das Video gebe einen Eindruck des Verhaltens des Publikums eines Konzertes, sowie der ambivalenten Beziehung zwischen Fangemeinde und Band.

Der Auftakt des Videos wird mit dem Bild eines äußerst unzufrieden blickenden vierzehn- bis fünfzehnjährigen Jungens mit nacktem Oberkörper gegeben. Er ist also von der Altersgruppe, der die meisten Fans angehören, der die Band in Deutschland aktuell am Bekanntesten sein dürfte und bei der sie den größten Teil ihrer Hörerschaft findet. Der nackte Körper lenkt den Blick auf das Reale. Zu diesem Bild hört man den Satz „I push my fingers into my ...EYES“. In dem Moment, in dem das letzte Wort gesungen wird, beginnt der Junge loszurennen. – Schnitt - Das nächste Bild läßt den Blick frei auf die Masse, welcher der Junge angehört, und die vornehmlich mit nacktem Oberkörper in Wut und Rage, ohne Rücksicht auf Verluste, sei es in Form von Verletzungen körperlicher Art oder der Beschädigung von Gegenständen, in Richtung Kamera stürmt. Die Musik bleibt noch relativ ruhig. Der Text macht deutlich, dass der Finger, der in das Auge gedrückt wird, die einzige Möglichkeit darstellt, den Schmerz zu lindern. „Its the only thing / That slowly stops the ache“. Auf das Wort „ache“ zoomt die Kamera auf die Glasscheibe, hinter der sie sich befindet, um dann wieder die stürmende, unmutige und zerstörerische Masse hinter dem Fenster scharf zu zeigen.

Der Bruch, mit dem der Schmerz verbunden ist, wird auch im Text deutlich. „But its made of all / The things I have to TAKE“ Der Schmerz ist aus all dem gemacht, das der Sänger, das textuelle Ich, zu nehmen hat, auf der bildlichen Ebene ist dies der Bruch, die Distanz, das Innen und das Außen, das Fenster, das Optische, durch das springende, fleischbetonte Körper zu sehen sind. Dieser Bruch führt schließlich zum Einbruch. Vorerst jedoch löst das Wort TAKE den Wechsel in der Musik aus. Das Schlagzeug setzt musikalisch als auch bildlich im Innern des Raumes ein, auf das Schlagzeug wird drauf gehauen, die Kopfbewegung des Schlagzeugers unterstützt die Intensität des schlagenden Eindruckes, dem folgt das Bild der ersten grauenvollen Maske, des Sängers, des textuellen Ichs, das eine zusammengenähte Fratze zeigt. Im Inneren des Raumes ist die Menge am Toben. Die Körper springen, schleudern ihren Kopf in Richtung Boden, scheinen zu kreischen und zu schreien, einer der begehrenswerten Matadoren ührt die Geste eines Schlages mit einem Baseballschläger über die Köpfe der rasenden Masse hinweg aus. „Jesus, it never ends / It works it's way INSIDE“.

Mit dem Wort „inside“, das langgezogen gesungen wird, zeigt die Kamera einmal die Maske eines der Bandmitglieder, die einen schwarzen Totenschädel mit langen Haaren, bei dem Augen- und Mundhöhle als schwarze Löcher formidable zu erkennen sind, darstellt sowie direkt im Anschluss die Maske eines weiteren Bandmitglieds, die aus einem Haufen langer Nägel, welche vom Kopf senkrecht abstehen, zeigt. „If the pain goes on..“. folgen auf musikalischer Ebene mehrere sich rhythmisch gleichende von Schlagzeug und Gitarren gleichzeitig ausgeführte Schläge. Und so, wie der Finger in das Auge gedrückt wird, bedient sich die Menge verschiedener Gegenstände, die Glasscheiben einzudrücken, einzuschlagen oder die Mauern und die Decke des Gebäudes einzureißen, um die Schwelle überschreiten zu können. Die Schwelle kann also nur per Destruktion der vorhanden Grenzen überschritten werden. Wird die Glasscheibe nicht eingeschlagen, so klatscht ein Körper dagegen, dessen Gesicht sich von Gier und Aggression verzerrt zeigt. Zu diesem Treiben spricht der Sänger in aller Ruhe:

I have screamed until my veins collapsed / I’ve waited as my times elapsed / Now all I do is live with so much fate / I wished for this / I bitched at that / I’ve left behind this little fact / You cannot kill what you did not create / I’ve gotta say what I’ve gotta say and then I swear I'll go away / But I cant promise you'll enjoy the noise / I guess I'll save the best for last / My future seems like one big past / You are left with me cuz you left me no choice

Das angesprochene Gegenüber wird nicht gezeigt, vielmehr wird der Eindruck vermittelt, der Text könne von allen Beteiligten gesprochen werden, auch zeigt eine Einstellung den Sänger mit einigen Eindringlingen den Refrain gemeinsam in das Mikrofon singen. Das Gegenüber bleibt somit der Große Unbekannte. Neben dem Vorhaben zu verschwinden wird die Möglichkeit der Zerstückelung, der Trennung der Haut vom Knochen vorgeschlagen:

Put me back together / Or separate the skin from bone / Leave me all the pieces / Then you can leave me alone / Tell me the reality is better than the dream / But I’ve found out the hard way / Nothing is what it seems

Mit Ende des zum dritten Mal gesungenen Refrains, bei dem es jetzt heißt, „If the pain goes on / I’m not gonna make it!“, führt der Sänger eine Einhalt gebietende Geste aus. Dieser folgen eine Reihe von Einstellungen, die alle Beteiligten als verausgabt, ermüdet, fast traurig zeigen. Dazu greift sich einer der Beteiligten an den Kopf und der Sänger spricht:

All I’ve got / All I’ve got Is Insane / All I’ve got / All I’ve got Is Insane /All I’ve got! / All I’ve got Is Insane! / All I’ve got! / All I’ve got Is Insane!

Dem folgt jedoch aufs neue das Rasen und Toben sowie der zum letzten Mal gesungene Refrain mit dem Ende der Verneinung, bleibt der Schmerz vorhanden, so werde ich es nicht tun.

I push my fingers into my eyes/ It’s the only thing / That slowly stops the ache / But it’s made of all / The things I have to take / Jesus it never ends / It works it's way inside / If the pain goes on / I’m not gonna make it.

Es wird deutlich, dass durch Hinzufügen von Schmerz die Schmerzempfindung durch das Gegebene, das genommen werden muss, ausgelöst, gelindert werden soll. Diese Motivik findet sich im Fort-Da-Spiel, bei dem der mütterlichen Abwesenheit letztlich mit der kindlichen Abwesenheit geantwortet und somit durch diese Überschneidung erstere verwunden wird. Eine Motivik, die ich als Ritualstruktur bezüglich einer der Wirkung des Rituals zur Herstellung einer Ordnung der Gemeinschaft geltend machen möchte. Das Verhältnis zu Schmerz und Tod ist in dem Song ein ambivalentes. „I wished for it / I bitched at that“. Letztlich steht das Vorhaben des eigenen Todes, jedoch stellt der Schmerz schließlich die Begründung für die Verneinung jeglichen selbstzerstörerischen Vorhabens dar.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Band SlipKnot mit diesem Video eine Begegnung mit dem Realen, dem Schmerz, dem zerstörbaren und zerstörten Körper, dem Tod, der dem Realen inne wohnt, als Grenzüberschreitung im Sinne der nackten Körper, die sich bis zum Umfallen verausgaben sowie gewaltsam in einen Raum eindringen, in dem sich der zerstörte und tote Körper in Form diverser Masken befindet, thematisiert und darstellt. Dieser Raum ist auf der Bildebene der Raum hinter dem Glas, hinter dem Fenster, auf der textuellen Ebene ist es der Bruch, das Fehlen im Auge. Das Auge als Symbol Gottes, als Bild einer Kluft, der Blick des Anderen als Objekt des Begehrens, dessen Abwesenheit mit der Zerstörung der eigenen blickenden Anwesenheit geantwortet wird. Diese Begegnung hat letztlich die Rückkehr zu den Grenzen zur Folge. Im Video wird diese Rückkehr mit dem Erliegen allen Treibens aufgrund des Zeichens einer Herrscher- und Opferfigur in einem, die bestimmt, jedoch auch vor übertriebener Verausgabung schützt, und der Ermüdung dargestellt. Diese verursacht das Einkehren der Ruhe. Diese Ruhe ist jedoch nicht von Dauer.

http://www.youtube.com/watch?v=6fVE8kSM43I&ob=av2

Auszug aus "Ritualstrukturen und ihre Wirkung in performativen Formen" von Lena Wicke-Aengenheyster /Giessen, Singen und Weilburg im Januar 2006

Dank an Michael-Franz Woels für die Ersellung des Auszuges und die Motivation zur Veröffentlichung