Ästhetik und Eigentum

(for english version see below)

Welche Ästhetiken verfolgt und verwendet wer und wessen Ästhetiken sind sie bzw. durch wen und welche Umstände sind sie entstanden, hervorgerufen, veräußert, geprägt und bekannt geworden? Welche Ästhetiken schreiben sich welchen Identitäten ein? Durch die Verwendung welcher Ästhetiken versuchen sich welche Menschen was für eine Identität zu verleihen, wie zu wirken, welche Realität ihres Selbst zu konstruieren? Welche Ästhetiken schreiben sich welche Individuen zu und welche Ästhetiken werden durch welche Individuen behauptet?

Können Ästhetiken Eigentum sein? Ästhetiken können Kapital bedeuten. Und wenn sich jemand dieses Kapital unrechtmäßig aneignet? Wer oder was entscheidet über diese Recht- oder Unrechtmäßigkeit? Wer sich begrenzt schränkt sich ein. Die Freiheit ist heilig, grausam und vernichtend. Die Freiheit muss Basis, Ausgangspunkt, Umfeld, Begleitung eines jeden Momentes und Ziel der künstlerischen Produktion sein. Freiheit ist die Freiheit der Wahl, Freiheit ist aber auch die Freiheit nicht zu wählen, sondern alles zu beanspruchen, in Einsatz zu bringen, zu verwenden.

Wie kann die Produktionsplattform ebenso Freiheit als Ausgangspunkt, Begleitung und Ziel finden, behaupten und bieten? Was bedarf es nach der materiellen zur gedanklichen Freiheit? Wie können unbewusst und bewusst gezogene Grenzen immer wieder eingerissen werden? Grenzen müssen fallen, damit neue Grenzen gezogen werden können, es braucht wiederholt einen unmarked space. Grenzenlosigkeit besteht in der unendlichen Vielzahl und in dem Nichtvorhandensein von Grenzen. Die Produktionsplattform muss nicht nur im Sinne des materiellen und organisatorischen Wohlergehens als Grundvoraussetzung für die Freiheit zur künstlerischen Produktion agieren. Auch muss sie permanente Bereicherung von Information, Gedanken und Bewusstsein erweiternder Anstöße sowie von Kontakten zum Ziel haben. Nicht im Sinne einer Selbstbereicherung von Einzelpersonen sondern im Sinne der Bereicherung der gesamten Gesellschaft. Ausnahmslos ALLE Akteure müssen zu permanentem Austausch untereinander, mit ihrer Umwelt, der Gesellschaft, dem verschiedenen Publikum und den Rezipienten, mit politischen Vorgängen, gesellschaftlichen Tendenzen und Ressentiments, aktueller Eventkultur etc. angehalten werden. Nur so kann das richtige Klima, fruchtbarer Boden und das richtige Input-Gemisch entstehen für eine zeitgenössische, zeitbezogene Kunst des Jetzt. Die Produktionsplattform muss zusammen und in Auseinandersetzung mit anderen das Forum dafür sein und bieten.

verfasst von zubringer auf dem Weg von Hamburg → Flensburg am 13. August 2009

Esthetics and properties

What kind of esthetics is used and pursued by what kind of person and whose esthetics are those, or rather, who, and which circumstances generated, realized, formed and established certain esthetics? What kind of esthetics inscribes itself into what kind of identity? By means of which esthetics do people try to gain which identity, how to appear, to construct which reality of their self? Which esthetics are attributed to which individuals and which esthetics are claimed by which individuals?

Can esthetics be property? Esthetics can mean capital. But what if someone usurped this capital? Who or what decides upon legality and illegitimateness? He who defines himself confines himself. Freedom is sacred, cruel, and crushing. Freedom must be basis, origin, surrounding, company of any moment and goal of artistic production. Freedom is the freedom to choose, but at the same time the freedom not to choose but to claim everything, to adopt everything, to use everything.

How can the production platform find, claim, and offer freedom as origin, attendance and goal? What is required after material freedom to achieve freedom of thoughts? How can borders drawn both consciously and unconsciously be teared down again and again? Borders must fall in order to enable other borders to be drawn, there's a repeated need for an unmarked space. Illimitableness consists of the never ending manifoldness and the non-existence of borders. The production platform has to act as prerequisite for the freedom of artistic production in more than just the sense of material and organizational welfare. Also, it must aim at a permanent enrichment in information, ideas and consciousness - broadening impulses, as well as in contacts. Not in the sense of a personal gain of individuals but in the sense of an enrichment of the entire society. ALL protagonists, without exception, must be urged to permanent exchange among themselves, and with their environment, society, different audiences and beholders, political procedures, social tendencies and resentments, current cultural events a.s.o. That is the only way to create the right climate, fertile soil and the right mixture of input for contemporary, temporary-related art of the Now. Together with others and in debate with others, the production platform must be, and offer, forum for this.

written by zubringer on the road from Hamburg → Flensburg August 13th, 2009